Arbeitserziehungslager Heddernheim (AEL) Gedenken und fachwissenschaftliche Aufarbeitung
Stellungnahme des Magistrats
In Anbetracht der schwer einzuschätzenden Quellenlage zur Geschichte des Arbeitserziehungslagers (AEL) Heddernheim beauftragte das Dezernat Kultur und Wissenschaft das Fritz Bauer Institut mit einer Vorstudie. Diese sollte dazu dienen, auszuloten, welche Erfolgsaussichten ein neu aufgelegtes wissenschaftliches Forschungsprojekt zur Geschichte des Lagers haben wird. Die beauftragte Vorstudie liegt dem Magistrat nun vor und zeigt deutlich, dass die heutige Quellenlage zum AEL Heddernheim vielversprechend ist, was eine erstmals eingehende wissenschaftliche Studie sinnvoll macht. Die Vorstudie wird dem Ortsbeirat zur Verfügung gestellt. Der Magistrat befürwortet die fachwissenschaftliche Erforschung der Geschichte des Arbeitserziehungslagers Heddernheim, seiner Außenkommandos und Außenlager. Dieses stellt wie die breite Erforschung der Zwangsarbeit im Ganzen ein Desiderat der Forschung zur Geschichte der Stadt Frankfurt am Main im Nationalsozialismus dar. Diese ist bis jetzt lediglich punktuell und zu wenig erforscht, was in Anbetracht der Schätzungen von rund 50.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Frankfurt in der Zeit des Zweiten Weltkrieges nicht nachvollziehbar erscheint. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren im Frankfurter Stadtbild dieser Zeit allgegenwärtig. Ihre Unterbringung geschah in mit Stacheldraht umzäunten Lagern, aber auch in Hinterhofwerkstätten, Gaststätten und privaten Häusern. Die konkreten Lebensbedingungen waren je nach Nation, rechtlichem Status und Geschlecht unterschiedlich. Menschen aus der Sowjetunion und aus Polen wurden durch Sondererlasse besonders diskriminiert. Sie durften ihre Lager oft nur zur Arbeit verlassen und mussten Kennzeichen auf der Kleidung tragen. Von der Ausbeutung durch Zwangsarbeit profitierten sowohl Großbetriebe als auch mittelgroße und kleine Betriebe, Landwirte bis hin zu Privathaushalten. Die Frankfurter Stadtverwaltung trug zu Ausbeutung maßgeblich bei. Das Arbeitserziehungslager Heddernheim war ein Teil des Systems Zwangsarbeit. Eine fachwissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Arbeitserziehungslagers und die Veröffentlichung der Ergebnisse in gedruckter Form sind daher aus historischer Sicht sehr zu begrüßen. Der Magistrat freut sich, mitzuteilen, dass sich aus der Vorstudie ein Dissertationsprojekt entwickelt hat, welches ab Frühjahr 2024 am Fritz Bauer Institut begonnen wird.