Arbeitserziehungslager Heddernheim (AEL) Gedenken und fachwissenschaftliche Aufarbeitung
Stellungnahme des Magistrats
Der Magistrat, hier das Dezernat Kultur und Wissenschaft, befürwortet die Initiative des Ortsbeirates zur fachwissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Arbeitserziehungslagers Heddernheim (AEL), seiner Außenkommandos und Außenlager. Dieses stellt ein Desiderat der Forschung zur Geschichte der Stadt Frankfurt am Main im Nationalsozialismus dar. Eine fachwissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Arbeitserziehungslagers und die Veröffentlichung der Ergebnisse in gedruckter Form sind daher aus historischer Sicht sehr zu begrüßen. In der Vergangenheit wurden bereits zwei Anläufe unternommen, die Geschichte des AEL Heddernheim zu ergründen. Der Ortsbeirat 8 hat bereits im Jahr 1984 mit einer Anfrage an den Magistrat den Anstoß für eine "Spurensicherung" in den Archiven gegeben. Im Auftrag des damaligen Stadtarchivs hat im November 1984 die Historikerin Petra Meyer eine 123-seitige Materialsammlung vorgelegt: "Das Arbeitserziehungslager Heddernheim unter Berücksichtigung anderer Arbeitslager, ausgehend von den archivalischen Unterlagen und Zeitzeugen". Die Dokumentation befindet sich im Institut für Stadtgeschichte. Meyer konstatierte schon damals eine äußerst lückenhafte Überlieferung zur Geschichte des AEL Heddernheim. Im Rahmen des Projekts "Stadtteilhistoriker" der Stiftung Polytechnische Gesellschaft nahm sich 2012/13 der bei einem IT-Unternehmen beschäftigte Hobbyhistoriker Uwe Protsch des schwierigen Themas "AEL Heddernheim" an. Protsch hat die Ergebnisse seiner Recherchen im Bundesarchiv Berlin, im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, beim International Tracing Service (IST) in Bad Arolsen und im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt in einer mehr als 13.000 Datensätze umfassenden Datenbank zusammengetragen und darüber hinaus zwei Beiträge auf dem Wissensportal der Gerda Henkel Stiftung veröffentlicht. Auch Protsch verweist auf die problematische Quellenlage zur Geschichte des AEL und konnte seine ehrenamtliche Tätigkeit aufgrund der zeitintensiven und arbeitsaufwändigen Recherchen nicht zu Ende führen. Die auf einer Auswertung der Frankfurter Gestapo-Kartei fußende Datenbank wird für künftige Forschungen eine hilfreiche Ausgangsbasis bilden. In Anbetracht der schwer einzuschätzenden Quellenlage beabsichtigt der Magistrat die Beauftragung einer Vorstudie. Im Rahmen dieser soll ausgelotet werden, welche Erfolgsaussichten ein neu aufgelegtes Forschungsprojekt haben wird. Mit der Betreuung der Vorstudie als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen wird das Fritz Bauer Institut beauftragt. Aufgrund der notwendigen offenen Ausschreibung des Projektes, wird die Bearbeitung voraussichtlich im Jahr 2023 starten können und mindestens sechs Monate in Anspruch nehmen. Eine Beteiligung des Ortsbeirates an der Finanzierung der Vorstudie wird positiv bewertet.