Fahrradstadt Frankfurt am Main
Bericht
Der Berichtszeitraum bezieht sich auf die ersten beiden Jahre nach Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 29.08.2019 bis zum 31.08.2021. Sichere Radwege Mit dem Ziel, sichere Radverkehrsangebote für alle Altersklassen in Frankfurt am Main zu schaffen, die im Idealfall nicht nur 2,30 m breit und baulich getrennt sind, sondern auch den zeitgemäßen Qualitätsstandards, wie zum Beispiel gut befahrbare Oberflächen und Sicherheitstrennstreifen zu parkenden Pkw entsprechen, werden in Frankfurt am Main Radverkehrsanlagen geplant. Bauliche Lösungen Für die "ersten konkreten Maßnahmen an Hauptverkehrsstraßen" sind im Beschluss die Hauptverkehrsstraßen Bockenheimer Landstraße, Schwarzwaldstraße/Rennbahnstraße und Schweizer Straße genannt. In der Bockenheimer Landstraße besteht die besondere Herausforderung, die unter Naturschutz stehenden Baumreihen zu erhalten und dennoch eine anforderungsgerechte Radverkehrsanlage zu konzipieren. Hierzu wurde in der Vorplanung die Verkehrsfläche im Straßenbereich umverteilt und der Fahrbahnquerschnitt von drei auf zwei Fahrspuren reduziert. Die Vorplanungsvorlage M 123/2020 wurde am 05.11.2020 (§ 6642) durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Die Umsetzung der Maßnahme ist ab 2023 geplant. Die Vorplanung für die Schwarzwaldstraße/Rennbahnstraße wurde hinsichtlich der beschlossenen Qualitätsstandards überarbeitet. Die Vorplanungsvorlage (M 32) wurde am 04.03.2022 durch den Magistrat beschlossen und liegt aktuell der Stadtverordnetenversammlung zur Beschlussfassung vor. Das Ziel für die Schweizer Straße ist die Umgestaltung des Straßenraums zugunsten des Fuß- und Radverkehrs sowie eine Erhöhung der Attraktivität des öffentlichen Straßenraums durch Begrünung und Belebung. Eine besondere Herausforderung liegt in der Neuordnung des ÖPNV durch die Verlegung der Straßenbahnhaltestellen. Nach erfolgter Machbarkeitsstudie wurde diese dem Städtebaubeirat und Ortsbeirat vorgestellt und dient in einem weiteren Schritt unter Beteiligung der Öffentlichkeit als Vorlage eines städtebaulichen Wettbewerbs. Bestandsnahe Markierungslösungen Für insgesamt sieben weitere Hauptverkehrsstraßen wurde beschlossen, eine Flächenumverteilung mittels provisorischer, baulicher Elemente und Markierungen durchzuführen. Auf den folgenden Straßen(-abschnitten) konnten die Maßnahmen bereits umgesetzt werden: - Konrad-Adenauer-Straße/Kurt-Schumacher-Straße (April 2020) - Friedberger Landstraße (Juli 2020) - Hanauer Landstraße zwischen Ratswegkreisel und Osthafenplatz (Juni 2020) sowie Anlagenring - Rückertstraße in Fahrtrichtung Osten (Juni 2021) - Mainzer Landstraße zwischen Schmidtstraße und Rebstöcker Straße (März 2021) - Bereich Hauptbahnhof zwischen Baseler Platz und Karlstraße in Fahrtrichtung Norden (März-Juli 2021) - Schöne Aussicht (Oktober 2019) Aufgrund sich örtlich überlagernder Tiefbauarbeiten anderer übergeordneter Projekte war die vollständige Umsetzung am Hauptbahnhof bislang nicht möglich. Am Hauptbahnhof kann in Fahrtrichtung Süden erst nach Abschluss der Arbeiten der Deutsche Bahn AG an der B-Ebene ein abgetrennter Radweg bei Wegfall einer Fahrspur eingerichtet werden. Ähnlich stellt sich dies in der westlichen Hanauer Landstraße zwischen Ernst-Achilles-Platz und Anlagenring dar. Hier sind zunächst die Tiefbauarbeiten der NRM abzuwarten. Die größte planerische Herausforderung stellt die Mörfelder Landstraße dar. Hier wird nach wie vor an einer Lösung gearbeitet, die in ihren gesamt verkehrlichen Auswirkungen auf den Stadtteil Sachsenhausen vertretbar ist. Fahrradfreundliche Nebenstraßen Die sichere und komfortable Führung auf Nebenstraßen mit einer hohen Aufenthaltsqualität für den Fußverkehr sowie für Anwohner:innen war ebenfalls Teil des Beschlusses zur Fahrradstadt Frankfurt. Die elf Nebenstraßen, die fahrradfreundlich umgestaltet werden, befinden sich derzeit fast alle in der Planung. Nachfolgend wird exemplarisch auf drei Planungen eingegangen: Für den Oeder Weg als eine der zentralen Geschäftsstraßen im Frankfurter Nordend, wurde eine Planung erarbeitet, die den Straßenzug lebenswerter machen und gleichzeitig die Voraussetzungen für den Radverkehr verbessern soll. Die Planung wurde dem Ortsbeirat 3 vorgestellt. Mithilfe einer Ausstellung vor Ort wurden im November 2020 Bürger:innen sowie Geschäftstreibende über die Planungen informiert. Ziel für den Oeder Weg ist es, die bereits gestarteten provisorischen Maßnahmen baulich zu festigen, sobald sich diese bewährt haben und von der Bevölkerung gut angenommen werden. Der erste Abschnitt wurde im Sommer 2021 umgesetzt. Im Jahr 2022 folgen die weiteren Abschnitte. Für den Grüneburgweg und den Kettenhofweg als weitere Nebenstraßen aus dem Beschluss wurden Umgestaltungskonzepte erarbeitet und Planungen für die jeweiligen Abschnitte abgeleitet. Die Planungen für diese wichtigen Geschäfts- und Anliegerstraßen im Frankfurter Westend wurden im Frühjahr 2021 dem zuständigen Ortsbeirat vorgestellt. Inzwischen hat der Ortsbeirat Beschlüsse zur Umgestaltung der beiden Straßen getroffen. Die ersten Umgestaltungsmaßnahmen sollen im Jahr 2022 beginnen. Durchgehende innerstädtische Fahrradtrassen Für den Alltagsradverkehr - und insbesondere für den Berufsradverkehr - sollen die sogenannten Fahrradtrassen zügige, komfortable und sichere Verbindungen im Stadtgebiet sein. City-/Anlagenring Eine dieser Trassen verläuft entlang des City-/Anlagenrings, welcher eine dauerhaft funktionierende Lösung braucht und derzeit noch zu großen Teilen keine (mit Ausnahme der Hochstraße) gesonderte Radverkehrsinfrastruktur aufweist. Hierfür wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis der Studie wird im ersten Halbjahr 2022 erwartet. Im Vorgriff zur Umsetzung des Gesamtkonzepts wurde in der Hochstraße bereits ein sicheres Angebot für den Radverkehr mittels eines neuen Radfahrstreifens mit Trennelementen geschaffen. Nördliches Mainufer Am nördlichen Mainufer wurde die Netzlücke am Mainkai geschlossen. Unter Entfall einer Fahrspur wurden in beiden Fahrtrichtungen ein rot markierter Schutz-/Radfahrstreifen eingerichtet. Damit wurde eine durchgängige Alternative, östlich der Wiesenhüttenstraße in Verbindung mit dem Abschnitt Schöne Aussicht, zum stark frequentierten Mainuferweg geschaffen. Radschnellverbindungen Auf regionaler Ebene laufen gegenwärtig neun Vorhaben zu Radschnellschnellverbindungen. Frankfurt am Main ist an sechs Vorhaben beteiligt. Vorhabenträger Regionalpark Südwest GmbH: Darmstadt - Frankfurt (FRM 1), Projetstatus: laufende Vorplanung (seit 2021) Vorhabenträger Regionalverband FrankfurtRheinMain: Wiesbaden - Frankfurt (FRM 3), Projektstatus: laufende Ausschreibung Machbarkeitsstudie Vordertaunus - Frankfurt (FRM 5), Projektstatus: Vorlage Machbarkeitsstudienentwurf (2020) Butzbach ("Wetterau") - Frankfurt (FRM 6), Projektstatus: laufende Machbarkeitsstudie (seit 2021) Hanau - Maintal -Frankfurt (FRM 7), Projektstatus: Vorlage Machbarkeitsstudie (2019) Hanau - Offenbach - Frankfurt (FRM 8), Projektstatus: laufende Machbarkeitsstudie (seit 2021) Sichere Kreuzungen Der fahrrad- und fußverkehrsfreundliche Umbau von Kreuzungen hat zum Ziel, geregelte Verkehrsströme zu erzeugen, bessere Sichtbeziehungen herzustellen, den motorisierten Individualverkehr möglichst im rechten Winkel abbiegen zu lassen und damit mehr Sicherheit für Fuß- und Radverkehr zu erzeugen. Insgesamt wurden 15 Knotenpunkte im Beschluss genannt, die fahrrad- und fußverkehrsfreundlich umgestaltet werden sollen. Einige Maßnahmen stehen in Abhängigkeit zu parallellaufenden Planungen. Dies betrifft alle Knotenpunkte am City-/Anlagenring sowie an der Bockenheimer Landstraße und Mörfelder Landstraße. An folgenden Kreuzungen aus dem Beschluss zur Fahrradstadt Frankfurt wurde bereits durch Rotmarkierungen die Aufmerksamkeit auf den Radverkehr erhöht: Mainkai / Neue Mainzer Straße Grüneburgweg / Eschersheimer Landstraße Taunusanlage / Bockenheimer Landstraße Fischerplätzchen Friedberger Tor Durch Rotmarkierungen wurden zusätzlich folgende nicht im Beschluss aufgeführte Kreuzungen sicherer gemacht: Adickesallee / Eckenheimer Landstraße Marbachweg / Eckenheimer Landstraße Walter-Kolb-Straße / Elisabethenstr. / Brückenstraße Nibelungenallee / Friedberger Landstraße Hügelstraße / Ginnheimer Hohl / Raimundstraße / Kurhessenstraße Kurt-Schumacher-Straße / Rechneigrabenstraße Darüber hinaus wurde an den Kreuzungen rund um das Friedberger Tor eine neue Radverkehrsachse (Nord-Süd) eingerichtet. An der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße/Rechneigrabenstraße konnte durch Anpassungen in der Verkehrsführung der schmale Zweirichtungsradweg (Richtung Dominikanerkloster) aufgelöst werden. Hier steht nun für beide Fahrtrichtungen eine eigenständige Radverkehrsanlage zur Verfügung. Fahrradparkplätze Im Bereich des Fahrradparkens konnten große Fortschritte verzeichnet werden. Von den vorgegebenen 2.000 neuen Fahrradstellplätzen pro Kalenderjahr konnten 2019 2.089 und 2020 4.036 Abstellplätze geschaffen werden. Auch im Jahr 2021 konnte das Ziel von 2000 zusätzlichen Abstellplätzen erreicht werden. Mit dem Aufstellen der Frankfurter "Omegabügel" konnte darüber hinaus das Falschparken an Kreuzungsbereichen unterbunden werden, Lauf- und Sichtachsen für zu Fuß Gehende, Mobilitätseingeschränkte und Eltern mit Kinderwagen freigehalten werden. Aber auch attraktive Radabstellangebote für den Einzelhandel wurden geschaffen. Ergänzend zu den dezentralen Fahrradbügeln wurden seit 2019 noch an folgenden Bahn-Stationen Doppelstockanlagen (Anzahl Stellplätze) aufgestellt: Bonames Mitte (32), Galluswarte (48), Griesheim (16), Heddernheim (60), Höchst (156), Lokalbahnhof (32), Nieder-Eschbach (32), Niederrad (32), Ostbahnhof (32), Südbahnhof (64) Im Juli 2021 wurden überdies 12 abschließbare Fahrradboxen mit Lademöglichkeit für Pedelecs am Bahnhof Höchst eröffnet. Fahrradkampagne Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurde Ende 2020 eine Aufklärungskampagne durchgeführt mit dem Ziel, die Sicherheit der Radfahrenden zu erhöhen. Thema war der rechtlich festgeschriebene Mindestabstand von 1,50 Metern beim Überholen von Fahrrädern, welcher häufig nicht eingehalten wird und zu gefährlichen Situationen führt. Das speziell für Frankfurt entwickelte Kampagnen-Motiv "Mindestens 20 Handkäs ́ Abstand" wurde für 6 Wochen auf den Hecks der städtischen Bussen aufgebracht. Darüber hinaus wurden Produkte wie Aufkleber und Rucksacküberzieher in die Kampagne einbezogen. Die Kampagne wandte sich im Besonderen an alle Pkw-Fahrenden mit lokalem Bezug und stieß auf eine sehr positive Resonanz. Bereits Ende 2019 wurde im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit das städtische Radfahrportal www.radfahren-ffm.de neu aufgelegt. Mit dem Relaunch wurde das digitale Informationsangebot zum Thema Radverkehr nochmals verbessert und mit einem neuen "Look" ausgestattet. Neben einigen neuen Funktionen, ist ein interaktiver Stadtplan hinzugekommen, mit dem vielfältige Informationen zum Radfahren in Frankfurt verknüpft sind. Projektgruppe "Fahrradfreundliche Stadt" Der Beschluss sieht die Schaffung von insgesamt 18 auf fünf Jahre befristete Projektstellen vor. Hiervon konnten bislang im Straßenverkehrsamt (Amt 36) in der Abteilung Verkehrssicherheit zehn Stellen für die neu gegründete Fahrradstaffel und drei Planerstellen in der Abteilung Verkehrsangelegenheiten sowie drei Planerstellen im Amt für Straßenbau und Erschließung (Amt 66) besetzt werden. Kampagne für die Durchsetzung bestehender Verkehrsregeln (Fahrradstaffel) Mit dem Ziel, eine verstärkte Präsenz der städtischen Verkehrspolizei zu erreichen, wurde im Dezember 2019 eine zehnköpfige Fahrradstaffel eingeführt, welche die Belange des Radverkehrs konsequenter durchsetzt und die Teilnahme am Straßenverkehr für die schwächeren Gruppen sicherer und attraktiver macht. Die Bediensteten üben seither ganzjährig ihren Dienst mit eigens hierfür angeschafften Pedelecs aus. Die Fahrradstaffel schließt somit die Lücke zwischen motorisiertem Personal und Fußstreifen und erlebt die Verkehrsverstöße ganz bewusst aus der Perspektive der Radfahrenden. Zudem wurde im Straßenverkehrsamt eine Stelle geschaffen, die eine sichere Fuß- und Radverkehrsführung an Baustellen sicherstellen soll. Radverkehrskonzeption Ergänzend zu diesem Statusbericht wird zurzeit eine umfassende Dokumentation zur Radverkehrsförderung in Frankfurt am Main erarbeitet. Die Veröffentlichung dieser Broschüre ist für 2022 geplant. Darüber hinaus sind Radverkehrskonzepte für den Frankfurter Westen und Süden in Arbeit. Ab 2022 sollen Radverkehrskonzepte für die weiteren Stadtteile beauftragt werden. Ergebnis der Prüfung der Vorlage OA 439: Die Radwegeverbindung wird durch die Errichtung eines straßenbegleitenden 3 Meter breiten Geh- und Radweges mit Grünstreifen bei einer Baulänge von ca. 1,8 km hergestellt. Ebenso ist eine Bepflanzung mit Bäumen zur Erweiterung des Bestandes vorgesehen. Zusätzlich soll die Querung über die L3008 fahrradfreundlich signalisiert werden. Für den Radweg Nieder-Eschbach - Nieder-Erlenbach liegt eine beschlossene Bau- und Finanzierungsvorlage der Stadtverordnetenversammlung vor, ebenso der Planfeststellungsbeschluss des RP Darmstadt. Die notwendigen Grundstücksankäufe sind weitestgehend erfolgt. Der Baubeginn kann rund ein halbes Jahr nach erhaltenem Besitz der Flächen beginnen. Aktuell fehlt noch ein Grundstück, das im Zweifelsfall durch ein Enteignungsverfahren in städtischen Besitz gebracht werden kann. Ergebnis der Prüfung der Vorlage OA 441: Der Magistrat hält es langfristig für erstrebenswert, eine direkte Radwegeverbindung zwischen Nieder-Erlenbach über Harheim bis nach Bonames auf dem Erlenbacher Stadtweg zwischen Maßbornstraße und Korffstraße zu schaffen. Bereits heute existiert ein baulicher Radweg zwischen Nieder-Erlenbach und Harheim und auch zwischen Harheim und Bonames gibt es eine sichere Radverkehrsführung. Durch die Ortslage von Harheim ist eine sichere Radverkehrsführung im Mischverkehr bei Tempo 30 vorhanden. Die Rahmenbedingungen, eine direktere Verbindung im Rahmen eines vom KFZ-Verkehr getrennten Radwegs entlang des Erlenbacher Stadtwegs zwischen Maßborn- und Korffstraße zu schaffen, sind äußerst komplex. Es gibt für diesen Bereich keinen Bebauungsplan. Es muss hier Baurecht geschaffen werden mit den üblichen langen Laufzeiten, da die Flächenverfügbarkeit nicht durchgängig gegeben ist. Zudem ist im Streckenverlauf der Eschbach zu queren, wofür ein neues Brückenbauwerk erforderlich wäre.