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Projektstand, Mitwirkung und Werkstattprojekt bei der Einrichtung eines Kinder- und Jugendtheaters im Zoogesellschaftshaus

Vorlagentyp: B

Bericht

Die Stadt Frankfurt am Main wird mit der Gründung eines eigenständigen städtischen Theaters für Kinder und Jugendliche einen genuinen Ort der darstellenden Künste für junges Publikum schaffen. Um den Bedarf an Theater und darstellenden Künsten für Kinder- und Jugendliche in Frankfurt und der Rhein Main-Region aktuell und künftig zu decken, fehlt es an Flächen und damit auch an Möglichkeiten, ein ausreichendes Angebot in diesem Bereich sicher zu stellen. Die Planung eines Kinder- und Jugendtheaters (KJT) im Zoogesellschaftshaus (ZGH) wurde 2019 von der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Ein Architekturwettbewerb wurde 2021 ausgelobt, der Entwurf des Berliner Architekturbüros Ortner&Ortner Baukunst erhielt den Zuschlag. Derzeit wird die Umsetzung durch Fachplanungsunternehmen und eine darauf basierende Bau- und Finanzierungsvorlage für die Stadtverordnetenversammlung vorbereitet, sie soll im Winter 2024 Magistrat und Stadtverordnetenversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Seit 2023 finden regelmäßige Planungssitzungen für die Sanierung des ZGHs und den Umbau zu einem KJT sowie der Neugestaltung der Zooabteilungen Verwaltung, Wissenschaft, Werbung- und Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Vermittlung mit der Zooschule statt. Letzteres ist insbesondere im Hinblick auf die anstehende Zukunftsplanung des Zoos (ZOOKUNFT2030+) von besonderer Bedeutung. Zoos spielen eine signifikante Rolle bei der Aufklärung über die Notwendigkeit der Erhaltung der Biodiversität. Diese Aufgabe ist nicht nur nach Europa- und Bundesrecht, sondern im Rahmen der Verbandszugehörigkeit auf nationaler, europäischer und globaler Ebene verpflichtend. Im Zuge der Sanierung des ZGH und der Entwicklung des Masterplans ZOOKUNFT2030+ ergibt sich die Chance, die Durchführung der Bildungsaufgabe des Zoos auch durch geeignete Räumlichkeiten zeitgemäß und deutlich zu verbessern. Dabei spielt die geplante Zooschule mit einem Forschungs- und Materialraum sowie direktem Zoo-Zugang eine essentielle Rolle, da die Beobachtung am lebenden Tier und die weitere inhaltliche Vertiefung in der Zooschule unkompliziert möglich sein muss. Neben Workshops im Zooschulraum ist angeleitetes selbständiges Forschen in einem Raum mit festen Forschungsplätzen wichtig, um Zusammenhänge zu erkennen und selbständiges Denken anzuregen. An den Planungssitzungen nehmen neben dem Architekturbüro O&O Baukunst im Wechsel die Fachplanungen für die einzelnen Gewerke, die Nutzer- und Nutzerinnenvertretung für das KJT, die Zooabteilungen sowie das Kulturdezernat und Kulturamt teil. Darüber hinaus finden gemeinsame Besichtigungstermine in beispielgebenden Theatern statt, wie etwa zur Konstruktion der Theaterdecke, zur Zuschauer-Podesterie oder der Werkstattausstattung. Im Planungsteam sind nahezu alle Fachdisziplinen vertreten, ergänzt durch Sondergutachter. Lediglich einige Planungsleistungen werden spezifisch beauftragt. Die Planung der Freiflächen wird voraussichtlich O&O Baukunst übernehmen, da es sich mit dem Umbau der Terrasse des ZGH um ein überschaubares Areal handelt, das zudem eng mit den Hochbaumaßnahmen verknüpft ist. Die Leistungen für den Technischen Ausbau wurden im Herbst 2023 vergeben. Zu den Themen Schadstoffe und der Begutachtung der Holzfenster in der Hauptfassade im Westen und der Eckrisalite fanden Begehungen statt. Ebenso fanden bereits Gespräche sowie eine Ortsbegehung mit Vertreterinnen und Vertretern der Denkmalbehörden vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt am Main statt. Ein Schwerpunkt dabei ist die Betonung der Gebäudemitte auf der Ostseite des ZGH, der Gebäudeteil soll in einer Holz-Hybridbauweise neu aufgebaut werden und gestalterisch an ein Gartenhaus erinnern. Ein weiteres Thema ist der Abbruch der bauzeitlichen Gewölbe im Inneren des Gartengeschosses, die unter Betrachtung der betrieblichen Abläufe des Theaters zwingend zurückgebaut werden müssen. Grund dafür ist die konzeptionelle Festlegung, die Theatersäle überwiegend von unten aus dem Gartengeschoss heraus anzudienen. Auf dieser Basis konnte auf die Schaffung von größeren Seiten- und Hinterbühnen für die beiden Säle verzichtet werden und die Kubatur des Großen Saals annähernd erhalten bleiben. Diese Argumente wurden auch von den Denkmalbehörden nachvollzogen und unter der Auflage, die Baustruktur dieser Gebäudeteile von einem Baudenkmaltechniker untersuchen und dokumentieren zu lassen, dem Rückbau der Gewölbe zugestimmt. Parallel dazu läuft die Abstimmung mit dem Energiemanagement des Amts für Bau- und Immobilien (ABI). Es ist vorgesehen, in absehbarer Zeit den Zoo und das ZGH im Rahmen der Zooentwicklung und einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Energieversorgung an das Fernwärmenetz der Mainova anzuschließen. Zurzeit ist eine erste Kostenschätzung von der Mainova, die sich als einziges Unternehmen am Interessensbekundungsverfahren der Stadt beteiligte, Grundlage von weiterführenden Gesprächen. Nach Realisierung dieser Maßnahme sollen zwei Gaskessel aus dem heutigen Bestand zurückgebaut werden, ein weiterer Gaskessel wird für Notfälle zusätzlich zum Fernwärmeanschluss weiter betrieben. Eine Besonderheit ist die U-Bahntrasse der Linien U 6 und U 7, die unter dem Südflügel des ZGHs verläuft. Die Höhe der Überdeckung mit Erdreich von der Tunneldecke bis zur Geländeoberfläche "Eingang Gartengeschoss" beträgt ca. 8 Meter. Die Museumsbausteine GmbH (MBF) hat Kontakt mit der VGF aufgenommen und dort die ersten Schritte des Abstimmungsprozesses besprochen sowie Planunterlagen zu der U-Bahntrasse erhalten. Ein Gründungskonzept wird zurzeit mit einem Bodengutachter erarbeitet. Seit Beginn der Planungen für das KJT im ZGH ist die Einbeziehung der freien Kinder- und Jugendtheaterszene sowie von Kindern- und Jugendlichen in den Planungsprozess fester Bestandteil der Konzeption des Magistrats und des Kulturdezernates. Seitens der Kulturdezernentin wurde und wird die aktive Mitwirkung der jungen Generation und der Freien Szene priorisiert; das beauftragte Architekturbüro O&O Baukunst unterstützt und begleitet den Mitwirkungsprozess aktiv. Im Rahmen des Theaterfestivals Starke Stücke wurden im Frühjahr 2022 erstmals die Vorstellungen der jungen Zielgruppe für das neue Kinder- und Jugendtheater gegenüber Politikerinnen und Architekten geäußert. Das durch das Kulturdezernat beauftragte Berliner Büro "Baupiloten" lud daraufhin junge Menschen zu einem zweistufigen Mitwirkungsprozess ein. Mit dem "Wünschemobil", einem umgestalteten Lastenfahrrad, kam das Team der Baupiloten im Sommer 2022 mit Kindern und Eltern ins Gespräch und sammelte Wünsche, Erwartungen und Vorstellungen an ein neues Kinder- und Jugendtheater. In einem zweiten Schritt fand unter der Überschrift "Visionen-Festival" in den Herbstferien 2022 ein dreitägiges Workshop-Programm der Baupiloten im ZGH in Beisein der Architektinnen und Architekten von O&O Baukunst statt. Unter spielerischer Anleitung der Baupiloten beschäftigten sich Kinder und Jugendliche mit Rückzugsorten, räumlichen Synergien und Atmosphären. Das Festival endete mit einer Ausstellung, bei der Eltern, Freunde und Verwandte die Workshop-Ergebnisse und das geplante KJT näher kennenlernten. Eine ausführliche Dokumentation dieses Frankfurter Projektes der Baupiloten und seine Ergebnisse sind unter www.kultur-frankfurt.de zu finden. Die Aktionen und Workshops der Baupiloten verfolgten darüber hinaus auch das Ziel, eine junge Nutzerinnen- und Nutzergruppe zu etablieren, die den beginnenden Planungsprozess kontinuierlich unterstützen und inhaltlich mitgestalten würde. Moderiert und begleitet vom Frankfurter TheaterGrueneSosse treffen sich seitdem 10-12 Jugendliche ca. zweimal im Monat zum "JourNutz" und erörtern Fragestellungen zum kommenden Theater, etwa zur Gestaltung und Nutzung des Foyers für unterschiedliche Anforderungen, zur Auswahl der Möbel, zu Chill-out-Bereichen oder Fahrrad- und Bollerwagenstellplätzen im Außenbereich. Am "JourNutz" nehmen regelmäßig die Architektinnen und Architekten teil, stellen die neuesten Planungen vor und diskutieren mit den Anwesenden. Darüber hinaus besucht die Gruppe der jungen Nutzerinnen und Nutzer Theatervorstellungen im Schauspiel Frankfurt oder Theaterfestivals und macht Exkursionen, etwa nach Berlin zur Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst, zum Theater Strahl und zur Schaubühne oder zum Festival Schöne Aussicht nach Stuttgart. In Vorbereitung auf das städtische Kinder- und Jugendtheater zieht die "Junge Theaterwerkstatt am Zoo" in die Räume des ehemaligen Fritz-Rémond Theaters im ZGH. Gemeinsam mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm entwickelte die Stadt Frankfurt ein Werkstattprojekt, das für die Jahre 2024 und 2025 das ehemalige Fritz-Rémond Theater im ZGH als zentralen Schauplatz bespielt. In Kooperation mit der freien Kinder- und Jugendtheaterszene wird die junge Theaterwerkstatt am Zoo neben neuesten Aufführungen von Theaterschaffenden aus Frankfurt, Deutschland und der ganzen Welt auch eine Sommerwerkstatt sowie fortlaufende Treffs und Kurse mit Angeboten zum Mit- und Selbermachen anbieten, die Kunsterfahrung, Beteiligung und Ermächtigung auf Augenhöhe ermöglichen. Bespielt werden mit dem Foyer, dem Theatersaal und den Probebühnen alle Räume unter dem Dach des ehemaligen Fritz-Rémond Theaters. Das international erfolgreiche Künstler*innenhaus Mousonturm übernimmt als Projektträger die geschäftsführende Verantwortung sowie, zusammen mit der Frankfurter Künstlerin Liljan Halfen (Vorstandsmitglied Paradiesvogel e.V. & TheaterGrueneSosse), die konzeptionelle Leitung und Moderation des Gesamtprojekts. Gestaltet und realisiert wird das Programm in Kooperation mit dem "TheaterGrueneSosse" und "Paradiesvogel e.V. - Frankfurter Modell der eigenständigen Theatergruppen für junges Publikum". Mit der jungen Theaterwerkstatt am Zoo entsteht für die nächsten zwei Jahre ein Ort für junges Publikum und ein einzigartiger Experimentierraum für das Kinder- und Jugendtheater der Zukunft. Schon vor dem eigentlichen Baubeginn im ZGH wird damit die konzeptionelle und betriebliche Ausrichtung des neuen Theaters sichtbar und erlebbar sein. Das Programm der jungen Theaterwerkstatt am Zoo startet im August dieses Jahres. Finanziert wird das Projekt durch Mittel aus dem Kulturetat, die bislang für die Unterstützung des Fritz-Rémond-Theaters reserviert waren ebenso wie durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Darüber hinaus sollen weitere Fördermittel eingeworben werden. Als jüngste Entwicklung wird auch das English Theatre Frankfurt (ETF) für einige Zeit die Räume des ehemaligen Fritz-Rémond Theaters mit nutzen. Nachdem die aktuelle Spielstätte für das ETF im Hochhaus Gallileo an der Gallusanlage durch die Stadt Frankfurt gesichert werden konnte, hat sich mit der "Jungen Theaterwerkstatt am Zoo" im ZGH nun ein temporärer Ort für die Zeit der Umbauten im Hochhaus Gallileo gefunden. Das ETF wird ab März dieses Jahres bis Ende 2025 in mehreren Blöcken die Probebühnen, Foyers und die Bühne der Theaterwerkstatt bespielen. Mit dieser gegenseitigen Unterstützung startet im Frühjahr 2024 eine spannende Zusammenarbeit, die Modellcharakter für die Szene haben könnte. Ob der Paradiesvogel e.V. mit einem eigenen Festspiel-Programm, das Festival "Starke Stücke" mit internationalen Theater-Highlights, das Künstler*innenhaus Mousonturm mit dem Jugendschwerpunkt von "Theater der Welt" oder die offenen Beteiligungsprojekte vom TheaterGrueneSosse und den Berliner Baupiloten, in denen sich Kinder und Jugendliche eigenständig mit der Architektur des geplanten Baus beschäftigen - die vielfältigen Angebote im ZGH verleihen dem zukünftigen Kinder- und Jugendtheater an seiner markanten Position in der Stadtlandschaft schon jetzt ein klares Profil, das nun durch die Junge Theaterwerkstatt am Zoo ergänzt wird. Für das Projekt der Einrichtung des KJT im ZGH werden im Rahmen der stattfindenden Planungen aktuell Kosten erhoben, die die bislang vorhandenen, ablaufbedingt lediglich gröberen Schätzungen auf Basis der Kubatur erstmalig belastbar konkretisieren. Derzeit wird der Entwurf für die Bau- und Finanzierungsvorlage erarbeitet und damit der Vorentwurf konkretisiert und detailliert. Auf dieser Basis kann die Kostenberechnung erstellt werden. Sobald der Magistrat über diese Zahlen verfügt, wird er erneut berichten. Vorherzusehen ist allerdings, dass die aktuelle Entwicklung der Baupreise im Kontext weiterer Untersuchungen der Gebäudestruktur im Zuge der Bestandsanalyse des ZGH, der theaterbetrieblichen Anforderungen und der Umsetzung des Siegerentwurfes auch zu höheren Projektkosten führen wird.