Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Vorlagentyp: OA
Magistrat
Bisheriger Verlauf
08.04.2025
24.04.2025
05.09.2025
Antrag Ortsbeirat
Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Details im PARLIS OF_550-8_2025Anregung Ortsbeirat
Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Details im PARLIS OA_549_2025Bericht des Magistrats
Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Details im PARLIS B_321_202508.04.2025
Antrag Ortsbeirat
Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Details im PARLIS OF_550-8_202524.04.2025
Anregung Ortsbeirat
Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Details im PARLIS OA_549_202505.09.2025
Bericht des Magistrats
Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Details im PARLIS B_321_2025OA 549
Kirchen sind Gemeingüter - auch im Frankfurter Nordwesten
Ortsbeirat 8
Anregung vom: 24.4.2025
Entstanden aus
OF 550/8 vom
08.04.2025
Anregung
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen / Der Magistrat wird gebeten:
1. Der Magistrat wird gebeten,
zu prüfen und zu berichten, welche kirchlichen Sozialräume im Ortsbezirk 8
für öffentliche bzw. Vereinszwecke genutzt werden (Schulische Nutzungen,
Wahllokale, Sprechstunden Ortsgericht, Beratungsräume von Caritas und Diakonie,
Quartiersmanagement, Vereinssitzungen und -veranstaltungen inklusive
Sportangebote usw.), welche Räume davon bis 2030 möglicherweise wegfallen und
wie diese lokal kompensiert werden können. 2. Um kirchliche Räume des Ortsbezirks 8, die in
ihren bisherigen (sakralen/gemeindlichen) Nutzungen zur Disposition stehen,
dauerhaft für einen gemeinwohlorientierten Gebrauch zu erhalten, wird der
Magistrat beauftragt, in einer Moderatorenfunktion die Kirchen von Beginn an
und proaktiv bei der Suche nach einem innovativen Konzept (zum Beispiel
Begegnungsräume, kulturelle Zwecke, Wohnen) und bis zur Umsetzung zu
unterstützen. Dieser Prozess bzw. das "Aushandeln" der Zukunft eines
Kirchengebäudes soll notariellen Schritten und Verwaltungsverfahren möglichst
vorgelagert sein. 3. Der Magistrat wird gebeten, die denkmalwerten und
-geschützten Kirchen im Ortsbezirk 8 (Gustav-Adolf-Kirche, St. Sebastian,
St. Matthias, Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Cantate Domino,
St. Peter und Paul, St. Thomas), die möglicherweise von den Pfarreien
bzw. dem Evangelischen Regionalverband oder nachfolgenden Eigentümern
aufgegeben werden sollen, für die Zukunft zu sichern und dazu rechtzeitig
geeignete sowie nachhaltige Finanzierungskonzepte für Investitionen und
Bauunterhalt zu planen und hierzu ein Stiftungsmodell unter der Verwaltung
einer Sonderbehörde nach Vorbild der Klosterkammer Hannover zu prüfen.
4. Der Magistrat wird beauftragt, in Verbindung mit
dem Deutschen Werkbund Hessen e. V. ein städtebauliches und
denkmalpflegerisches Gutachten speziell für die Kirchengebäude der
Nordweststadt zu erstellen, die im Gefüge dieses vergleichsweise jungen
Stadtteils eine jeweils besondere baukulturelle Funktion haben und raumstiftend
sind: Cantate Domino/St. Sebastian,
Dietrich-Bonhoeffer/St. Matthias.
Begründung
Schätzungen zufolge müssen sich die beiden großen
Kirchen in Deutschland über kurz oder lang von etwa 30 Prozent ihres
Immobilienbestandes trennen. In Frankfurt könnte diese Zahl sogar höher sein.
Die geplanten Strukturreformen in der evangelischen und katholischen Kirche
führen zu einem Verlust öffentlicher Räume für städtische wie auch Vereins-
oder private Zwecke. Allein der Regionalverband Frankfurt/Offenbach der
Evangelischen Kirche plant bis 2030 für rund 80 Prozent seines
Gebäudebestandes im "Nachbarschaftsraum" Riedberg, Nordwest und
Praunheim-Hausen die Streichung der Baulastmittel. Kirchliche Räume werden nicht nur zum Gebet und für
Gemeindegruppen benötigt, sie sind für das Vereinsleben und für Familienkreise
unverzichtbar. Die Kirchen in der Nordweststadt sind zudem stadtbildprägend,
identitätsstiftend und Baudenkmäler von besonderem Rang. Zum Beispiel ist die
mit Naturstein gebaute Kirche St. Sebastian ein Werk von
Johannes Krahn, der zu den bedeutendsten Vertretern einer späten Moderne
in der Architekturgeschichte gerechnet wird. Die lichtdurchflutete Saalkirche
Cantate Domino mit ihrem beeindruckenden "Himmel" aus
55 Acrylglaskuppeln planten die Nordweststadt-Architekten
Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann. Das bekannte "Kirchenmanifest" regt dazu an, über
neue Formen der Trägerschaft von Kirchen nachzudenken und sie zum Beispiel über
ein Stiftungsmodell als Gemeingüter zu erhalten. Bei der
Dietrich-Bonhoeffer-Kirche ist es bereits durch einen Verkauf an eine
freikirchliche Gemeinde zu einer tragfähigen Lösung für die Zukunft gekommen.
Für Kirchen und Gemeindehäuser, die unter Denkmalschutz stehen und im Grunde
schwer zu veräußern sind, muss es ein Verfahren zwischen der Stadt, den
Denkmalbehörden und den Eigentümern geben, in dem die Festlegungen für die
Zukunft eines Gebäudes schon vor den formellen Verwaltungsverfahren getroffen
werden. Die Stadt Frankfurt sollte hier bald tätig werden und sich als
Moderatorin eines aufgrund der weiter hohen Kirchenaustrittszahlen nicht
aufzuhaltenden Transformationsprozesses verstehen. Denn wegfallende öffentlich
nutzbare Räume, wie sie die Kirchen in großer Zahl noch vorhalten, werden nicht
nur das Stadtteilleben ärmer machen, weil keine Flächen da sind, um sich zu
treffen, sondern auch soziale Verwerfungen werden sich
beschleunigen.
Zuständige Ausschüsse
Ausschuss für
Planen, Wohnen und Städtebau
Ausschuss für
Kultur, Wissenschaft und Sport
Dazugehörende Vorlage
Bericht des
Magistrats vom 05.09.2025, B 321