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Rechenzentren in Frankfurt
S A C H S T A N D : Bericht des Magistrats vom 21.09.2020, B 474 Betreff: Rechenzentren in Frankfurt Die Nachfrage nach Flächen für Rechenzentren in Europa hat in den letzten Jahren ungebrochen zugenommen, so dass Frankfurt am Main - besonders als Standort des weltweitgrößten Internetknotens DE-CIX - neben den Städten London, Amsterdam, Paris und Dublin zu den größten Standorten für Rechenzentren in Europa gehört. Nach Erhebungen des Magistrats waren im Jahr 2019 über 60 unternehmensunabhängige Rechenzentren in Betrieb oder im Bau. Die überwiegende Mehrheit dieser Rechenzentren fungiert als sog. Colocation-Rechenzentren. Sie vermieten ihre Raumflächen und stellen die Glasfaseranbindung, die sichere Stromversorgung, die Klimatisierung sowie die Zugangssicherheit zur Verfügung. Große Gebäudekomplexe an verschiedenen räumlichen Schwerpunkten zeugen von der digitalen Revolution (Industrie 4.0, Big Data, 5G, Clouddienste) unserer Gesellschaft und zeigen diverse Herausforderungen auf, mit denen Frankfurt am Main in den nächsten Jahren umzugehen hat. Aktuelle Situation Ca. 65 ha Grundstücksfläche wird in Frankfurt am Main durch unternehmensunabhängige Rechenzentren in Anspruch genommen. Davon entfallen ca. 58 ha alleine auf Gewerbegebiete. Die ca. 35 Betreiber stellten 2019 eine Serverfläche von rund 600.000 qm zur Verfügung. Alleine der größte zusammenhängende Campus in Rödelheim hält über 60.000 qm Serverfläche bereit. Laut "Digital Hub FrankfurtRheinMain e.V." investiert die Branche durchschnittlich pro Jahr 350 Millionen Euro am Standort Frankfurt am Main. In der folgenden Tabelle werden Gewerbegebiete aufgeführt, in denen Rechenzentren angesiedelt sind (Stand Frühjahr 2020). Seit den 2010ern wachsen die festetablierten Standorte von innen nach außen. Umliegende Gewerbeflächen werden vermehrt aufgekauft. Die Größten dieser Datencenter-Cluster befinden sich an der Hanauer Landstraße in den Stadtteilen Ostend sowie Fechenheim, an der Eschborner Landstraße im Stadtteil Rödelheim, an der Wilhelm-Fay-Straße im Stadtteil Sossenheim, an der Kleyerstraße im Stadtteil Gallus sowie an der Friesstraße im Stadtteil Seckbach. Sie nehmen inzwischen bis zu 20 % oder mehr der Gewerbeflächen des jeweiligen Gewerbegebiets in Anspruch und vereinen mehr als die Hälfte aller Rechenzentrumsflächen auf dem Frankfurter Stadtgebiet. Rechenzentren befinden sich u. a. in Baugebieten nach §6 BauNVO (Mischgebiet), §7 BauNVO (Kerngebiet), §8 BauNVO (Gewerbegebiet) sowie §9 BauNVO (Industriegebiet). Gewerbegebiet Gesamtfläche (ha) Netto Davon von Rechenzentren genutzt (ha) Anteil Oberhafen Weismüllerstraße 45,12 9,89 22% Rödelheim West 53,47 9,62 18% Wilhelm-Fay-Straße 37,46 7,58 20% Gwinnerstraße 63,17 7,35 12% Lärchenstraße 21,90 5,53 25% Am Martinszehnten 54,55 5,26 10% Kleyerstraße 5,16 4,43 86% Borsigallee 10,35 2,53 24% Schmidtstraße 15,40 2,38 15% Gutleutstraße 13,25 2,01 15% Industriehof 12,18 1,29 11% Berner Straße 25,33 0,39 2% GESAMT 357,34 58,27 16% Aktuelle Planungen Auch wenn Betreiber wie NTT (ehemals e-shelter) oder Digital Rea lty Rechenzentrumskomplexe in der Region entwickeln, bleibt Frankfurt am Main ein Schwerpunkt für weitere Entwicklungen innerhalb der Branche. Dem Magistrat sind mehrere Projekte in unterschiedlichen Planungs- bzw. Entwicklungsstadien für die nächsten Jahre mit einer Gesamtfläche von weiteren ca. 27 ha bekannt, die sich in den bisherigen Clustern (z.B. Friesstraße, Wilhelm-Fay-Straße, Weismüllerstraße) aber auch an neuen Schwerpunkten wie das Neckermann-Areal oder in anderen Industriegebieten befinden. Standortfaktoren Als primärer Standortfaktor gilt für Frankfurt am Main vor allem der Internetknoten DE-CIX, der auf verschiedene Standorte (Hanauer Landstraße, Kleyerstraße, Rödelheim etc.) verteilt ist. Für die Standortwahl der Rechenzentren sind jedoch noch weitere Faktoren von herausragender Bedeutung: Die Risikofreiheit der Fläche bezogen auf Erdbeben, Hochwasser etc. sowie die verfügbare Redundanz der Glasfaseranbindung und der Stromversorgung. Daneben ist für viele Kunden eine synchrone Datenhaltung überaus wichtig, um eine lückenlose Bereitstellung der Daten auch bei Ausfall eines Rechenzentrums gewährleisten zu können. Dieses Ausweichrechenzentrum soll sich meist aus Latenzgünden in einem näheren Umkreis befinden. Durch die jeweiligen Schwerpunkte im Westen der Stadt (Sossenheim, Rödelheim, Gallus) sowie im Osten der Stadt (Ostend und Seckbach) ist dies in Frankfurt am Main gegeben. Herausforderung: Gewerbeflächenverbrauch Die Branche geht allgemein von einem Marktwachstum der Datencenter in Zukunft aus, das besonders von Clouddiensten getragen wird. Laut "Räumlich-funktionalem Entwicklungskonzept Gewerbe" Frankfurt aus dem Jahr 2014 hielten die Experten vom "Digital Hub FrankfurtRheinMain e.V." einen Flächenbedarf von 20 ha bis zu 80 ha bis 2030 denkbar. Der geschätzte Mindestbedarf der Autoren von 20 ha wurde innerhalb von 7 Jahren mit ca. 30 ha überschritten. Es kann daher von einem wesentlichen höheren Mehrbedarf an Gewerbeflächen für die Branche bis 2030 ausgegangen werden. Herausforderung: Flächenkonkurrenz und Bodenpreisentwicklung Seit der letzten Bestandserfassung durch das Gewerbeflächenkataster 2016 sind ca. 28 ha Rechenzentren hinzugekommen. Die benötigten Flächen liegen primär in Gewerbegebieten, die auch von anderen Gewerbebranchen in Anspruch genommen werden. Es ist davon auszugehen, dass die kapitalintensive Branche der Colocation-Rechenzentren einen erhöhten Nachfragedruck auf Gewerbeflächen verursacht, wodurch zeitgleich ein Preisdruck entsteht, den andere Gewerbebetriebe mit geringerem Gewinnmargen nicht gewachsen sind und diese verdrängt werden. Dies gilt sowohl für Flächen bei Neuansiedlungen als auch bei Bestandsflächen über Miet- und Pachtkonditionen. Solche Entwicklungen konnten u.a. in den Gewerbegebieten an der Lärchenstraße, Weismüllerstraße sowie Eschborner Landstraße beobachtet werden. Herausforderung: Energieeffizienz und Abwärme Neben dem Flächenverbrauch steigt auch der Stromverbrauch der Rechenzentren auf Frankfurter Gemarkung. Die Technik wird zwar effizienter und stromsparender, aber die Nachfrage wächst schneller als der technische Fortschritt. Ein einzelnes neues Rechenzentrum benötigt inzwischen häufig mehr als 10 MW Anschlussleistung. Größere Projekte reichen über 100 MW hinaus. Solch eine Anschlussleistung kann nicht überall im Stadtgebiet realisiert werden. So werden u. a. spezielle Umspannwerke für die Anlagen von den Betreibern finanziert und errichtet. Um die Klimaziele der Stadt Frankfurt am Main zu erreichen, muss die Branche Wege finden, Energie einzusparen. Die entstehende Abwärme wird bisher ohne Weiternutzung emittiert. Standortbedingt existieren für die jetzigen Standorte noch keine eindeutigen Abnehmer. Das Temperaturniveau ist für Fernwärmenetze mit 30 bis 40°C zu niedrig und müsste über Wärmepumpen angehoben werde, was sich aufgrund der hohen Energiepreise in Deutschland - im Vergleich zu Skandinavien - nicht wirtschaftlich gestalten lässt. Dementsprechend werden Möglichkeiten untersucht, die Abwärme an bisherigen Standorten als auch an zukünftigen Standorten nutzen zu können. Herausforderung: Städtebauliche Integration Während sich die Branche in den 1990er Jahren überwiegend in Bestandsgebäuden - vor allem Büro- und Logistikgebäude - ansiedelte, wurden schon als bald auf die jeweilige Nutzung spezialisierte Gebäude errichtet. Inzwischen werden ausschließlich Spezialbauten bezogen, die möglichst effektiv Flächen und Infrastruktur für die Server zur Verfügung stellen. Zertifizierungsanforderungen auf globaler, europäischer und nationaler Ebene tragen dazu bei, dass entsprechende Nachweise in umgebauten Bürogebäuden kaum noch zu führen sind. Die aus Wirtschaftlichkeit und Zertifizierungsanforderungen entstandene 30 bis 40 m hohe Funktionalarchitektur berücksichtigt die städtebauliche Komponente nicht ausreichend genug. Eine städtebauliche Integration wird umso dringlicher je mehr die Anlagen wachsen, die Rechenzentrumsagglomerationen zunehmen und vermehrt auch Grundstücke in prominenten Lagen der jeweiligen Gewerbegebiete von der Branche beansprucht werden. Fazit Im Zuge der Digitalisierung unserer Gesellschaft gehören Rechenzentren unbestritten zur nötigen Basisinfrastruktur für die Zukunft. Frankfurt am Main gehört hierbei mit dem weltweit größten Internetknoten DE-CIX neben London, Amsterdam, Paris und Dublin zu den größten Standorten dieser Wirtschaftsbranche in Europa, die zukünftig erheblich wachsen wird. Um auf die damit verbundenen Herausforderungen zu reagieren, entwickelt der Magistrat im nächsten Schritt ein städtebauliches Entwicklungskonzept. Auf dieser Grundlage sollen die Ansiedlung und Entwicklung von Rechenzentren räumlich gesteuert und mögliche Synergien aufgezeigt werden. Anlage _Rechenzentren_Frankfurt (ca. 1 MB) Vertraulichkeit: Nein dazugehörende Vorlage: Anfrage vom 21.10.2020, A 787 Bericht des Magistrats vom 22.01.2021, B 41 Anregung vom 07.06.2021, OA 26 Anregung an den Magistrat vom 05.07.2021, OM 489 Zuständige Ausschüsse: Ausschuss für Planung, Bau und Wohnungsbau Ausschuss für Wirtschaft und Frauen Beratung im Ortsbeirat: 1, 4, 6, 7, 11, 12, 15, 16 Versandpaket: 23.09.2020 Beratungsergebnisse: 44. Sitzung des OBR 1 am 20.10.2020, TO I, TOP 81 Beschluss: Die Vorlage B 474 wird bis zur nächsten turnusmäßigen Sitzung zurückgestellt. Abstimmung: Einstimmige Annahme 43. Sitzung des OBR 15 am 23.10.2020, TO I, TOP 26 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: Einstimmige Annahme 43. Sitzung des OBR 12 am 23.10.2020, TO I, TOP 43 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: Einstimmige Annahme 42. Sitzung des OBR 11 am 26.10.2020, TO II, TOP 12 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: CDU, LINKE., GRÜNE, BFF und FDP gegen SPD (= Zurückweisung) 41. Sitzung des OBR 16 am 27.10.2020, TO I, TOP 20 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: Einstimmige Annahme 43. Sitzung des OBR 6 am 27.10.2020, TO I, TOP 42 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: Einstimmige Annahme 44. Sitzung des OBR 4 am 27.10.2020, TO II, TOP 28 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: Annahme bei Enthaltung dFfm 43. Sitzung des OBR 7 am 27.10.2020, TO II, TOP 10 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: Einstimmige Annahme 45. Sitzung des OBR 1 am 24.11.2020, TO I, TOP 14 Beschluss: Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. Abstimmung: Annahme bei Enthaltung BFF 43. Sitzung des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau am 30.11.2020, TO I, TOP 34 Beschluss: nicht auf TO Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. (Ermächtigung gemäß § 12 GOS) Abstimmung: CDU, SPD, GRÜNE, AfD, BFF und FRAKTION; LINKE. (= Votum im Ausschuss für Wirtschaft und Frauen) Sonstige Voten/Protokollerklärung: FDP und FRANKFURTER (= Kenntnis) 43. Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Frauen am 01.12.2020, TO I, TOP 20 Beschluss: nicht auf TO Die Vorlage B 474 dient zur Kenntnis. (Ermächtigung gemäß § 12 GOS) Abstimmung: CDU, SPD, GRÜNE, AfD, LINKE., FDP, BFF und FRANKFURTER Sonstige Voten/Protokollerklärung: FRAKTION (= Kenntnis) Beschlussausfertigung(en): § 6703, 43. Sitzung des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau vom 30.11.2020 Aktenzeichen: 16 1
Jährlicher Stromverbrauch/Wärme durch Rechenzentren in den Stadtteilen
S A C H S T A N D : Antrag vom 24.05.2021, OF 23/11 Betreff: Jährlicher Stromverbrauch/Wärme durch Rechenzentren in den Stadtteilen Der Ortsbeirat möge beschließen: Der Magistrat wird gebeten, den jährlichen Energieverbrauch der Rechenzentren, der seit 2017 vom Energiereferat erfasst wird, als Jahreswert zu veröffentlichen, und eine Projektion bis 2025 vorzunehmen. Dabei sollten getrennte Werte für die in B 474 genannten "Cluster" Seckbach, Fechenheim (Hanauer Landstrasse), Sossenheim, Rödelheim, Ostend und Gallus/Gutleut angeben werden. Als Beitrag zum lokalen Klimaschutz sollen aus dem Energieverbrauch der jeweilige CO2-"Fußabdruck" und die lokale Wärmebelastung der Stadtteile berechnet werden. Begründung: hat sich die Anschlussleistung der Rechenzentren in der Region zwischen 2016 und 2019 von 200 MW auf 400 MW verdoppelt. Borderstep[1] prognostiziert für 2023 eine erneute Verdopplung auf 800 MW und 2025 die Abnahme von > 1200 MW: Das Energiereferat der Stadt Frankfurt erfasst seit 2017 den Stromverbrauch der Rechenzentren [2] . Dieser Verbrauch ist für Gesamt-Frankfurt bzw. und alle Stadtteile mit vielen Rechenzentren eine wichtige Planungsgröße. Der Energieverbrauch von Rechenzentren entspricht grob der Wärmebelastung, die sie im entsprechenden Stadtteil erzeugen - ungeachtet möglicher Verbesserungen in der Energieeffizienz. Der Stromverbrauch der Rechenzentren kann ebenfalls als CO2-Äquivalent angegeben werden, auf diese Angabe hat u.a. die Menge an bezogenem Ökostrom Einfluss. Für die Planung von Wohnen und Gewerbe in den Stadtteilen ist es sehr wichtig, die drei Kenngrößen Energieverbrauch, Wärmelastung und CO2-Äquivalent der Rechenzentren für Frankfurt und die sogen. "Cluster" für 2017 - 2020 zu erfahren, und vom Magistrat eine Abschätzung der Kenngrößen für die Jahre bis 2025 zu erhalten. Antragsteller: GRÜNE Vertraulichkeit: Nein Beratung im Ortsbeirat: 11 Beratungsergebnisse: 2. Sitzung des OBR 11 am 07.06.2021, TO I, TOP 10 Beschluss: Die Vorlage OF 23/11 wird bis zur nächsten turnusmäßigen Sitzung zurückgestellt. Abstimmung: Einstimmige Annahme 3. Sitzung des OBR 11 am 05.07.2021, TO I, TOP 6 Beschluss: Anregung an den Magistrat OM 489 2021 Die Vorlage OF 23/11 wird in der vorgelegten Fassung beschlossen. Abstimmung: Einstimmige Annahme
Beratung im Ortsbeirat: 4
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