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Fehlende Kontextualisierung der Werke von Georg Kolbe

Vorlagentyp: ST Magistrat

Stellungnahme des Magistrats

Der Magistrat lehnt eine zusätzliche Beschilderung der Skulpturengruppe Ring der Statuen von Georg Kolbe zum jetzigen Zeitpunkt ab. Alle zusätzlichen Informationen, die dort kurz- oder mittelfristig angeboten werden könnten, wären nur vorläufig. Eine fundierte Informationsvermittlung bedarf einer tiefergehenden Recherche durch Expert*innen. Ein solcher Forschungsauftrag muss extern vergeben werden und umfasst nicht allein oben benannte Skulpturengruppe von Georg Kolbe. Von Kolbe gibt es weitere Skulpturen im Frankfurter Stadtgebiet. Unter anderem das "Heine-Denkmal", dessen Geschichte zum Ausdruck bringt, dass Kolbe ein disparates Werk geschaffen hat, das nach einer mehr dimensionalen Interpretation fragt. Der entsprechende QR-Code vermerkt dies folgendermaßen: "Nicht mit dem leichtfüßigen Jüngling ist Heinrich Heine dargestellt - den erkennt man auf der Bildnis-Plakette an der Sockelvorderseite. Die Dichtung Heines ist es, die Georg Kolbe in den beiden lebensgroßen Bronzefiguren verbildlichen wollte. Der Bildhauer orientierte sich dafür an zwei Balletttänzer*innen und schuf so Figuren, deren Körpersprache von Eleganz geprägt ist und einen Wechsel von Ruhe und Bewegung bietet - damit eine Darstellung von "Rhythmus". Mit dieser Idee durchgesetzt hat sich Kolbe bei einem Wettbewerb. Eine Vorgabe war, dass ausdrücklich der Künstler Heine gezeigt würde, nicht der Revolutionär. Das ausschließlich über Spenden von Bürger*innen finanzierte Denkmal wurde 1913 enthüllt und begeistert aufgenommen. Seine weitere Geschichte allerdings war wechselvoll. 1933 wurde es zerstört; Valentin Senger schildert in seinem Buch Kaiserhofstraße 12, wie Hitlerjungen die Figuren mit einem Stemmeisen vom Sockel brachen. Das Mädchen und der Jüngling konnten allerdings geborgen werden; nach ihrer Restaurierung blieben sie die Zeit des Nationalsozialismus über im Städel. Bis zu ihrer Einlagerung standen sie unter dem unverfänglichen Titel Frühlingslied im Garten des Museums. 1947 wurden sie in der Taunusanlage aufgestellt und mit neuem Sockel sowie neu geschaffener Bildnis-Plakette versehen. Beim Frankfurter Heine-Denkmal handelt es sich um das erste in Deutschland. www.kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de Die Anregung der kritischen Auseinandersetzung mit weiteren Werken, die zur Zeit des Nationalsozialismus geschaffen wurden, greift das Kulturamt gerne auf bzw. arbeitet bereits an der Umsetzung. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf die Stellungnahme des Magistrats ST 1722 vom 01.08.2022. Demnach betrachtet es der Magistrat als essentiell, jederzeit zu wissen, an wen im öffentlichen Raum Frankfurts erinnert wird. Eine vom Kulturamt in Auftrag gegebene Untersuchung hat eine erste Aufstellung möglicher historischer Belastungen von Straßennamen und auch Denkmalen im öffentlichen Raum ergeben, die nun eingehend geprüft werden soll. Dazu beruft die städtische Kommission für Erinnerungskultur nach dem Vorbild anderer Städte wie Hamburg, Heidelberg oder Saarbrücken ein Expert:innengremium, das Empfehlungen zum grundsätzlichen Umgang mit historisch belasteten Straßennamen und Denkmalen entwickelt, die einzelnen Fälle diskutiert und ggf. über das Institut für Stadtgeschichte vertiefende historiografische Gutachten in Auftrag gibt. Das Gremium soll unter dem Vorsitz des Instituts für Stadtgeschichte im Laufe des Jahres seine Arbeit aufnehmen. Dem Gremium sollen die fachlich involvierten städtischen Ämter ebenso angehören wie einige externe wissenschaftlich renommierte Experten aus dem Umfeld der Goethe-Universität. Um einen möglichst objektiven, fachlichen Austausch sicherzustellen, gehören der Gruppe keine Vertreter:innen aus der Stadtpolitik an. Die Grundlage für die politische Diskussion soll vielmehr im ersten Schritt durch die Arbeit des Gremiums gelegt werden. Ob Schautafeln die richtige Antwort sind, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt abzuwarten. Bislang hat sich die Verwendung eines QR-Codes bewährt. Neue Erkenntnisse lassen sich nämlich effizient und kostensparend einpflegen.

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