Kinder- und Jugendarmut im Ortsbezirk bekämpfen
Stellungnahme des Magistrats
Zu Frage 1: Ja, die Koordinierungsstelle ist seit dem 01.04.2025 durch Frau Laura Fahlbusch im Jugend- und Sozialamt besetzt. Zu Frage 2: Der langfristig ausgelegte Prozess des Bündnisses gegen Kinderarmut verfolgt mehrere Stränge, neben dem sozialräumlichen Arbeiten in Stadtteilen gibt es auch ein übergreifendes strategisches Arbeiten. Die sozialräumliche Arbeit im Rahmen des Bündnisses gegen Kinder- und Jugendarmut findet zunächst in vier Modellstadtteilen statt. Diese sind, orientiert an dem Index für Kinder- und Jugendarmut sowie besonderen Gefährdungslagen, Fechenheim, Zeilsheim, Griesheim und das Bahnhofsviertel. Die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Modellstadtteilen werden später auf ihre Übertragbarkeit auf weitere Stadtteile hin überprüft. Übergeordnete Ziele betreffen und zeigen Wirkung innerhalb des gesamten Stadtgebiets; ein Beispiel wäre die Ausweitung der Adressat:innengruppe für den Frankfurt Pass, der Teilhabe und Zugänge insbesondere für benachteiligte Personen vereinfacht. Gleichwohl sollte an dieser Stelle herausgestellt werden, dass es jenseits des Bündnisprozesses eine Vielzahl von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe gibt, die grundlegend zum Ziel haben, Benachteiligungen abzubauen und ihnen entgegenzuwirken. Diese Angebote finden fortwährend auch im Ortsbezirk 8 statt. Konkrete sozialräumliche Arbeitsschritte, die sich aus dem Bündnis gegen Kinderarmut ergeben und ausschließlich auf den Ortsbezirk 8 beziehen, gibt es somit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Zu Frage 3: Das Quartiersmanagement in der Nordweststadt setzt regelmäßig Projekte um, die Kindern und Jugendlichen aus armutsbetroffenen oder -bedrohten Familien zugutekommen, darunter Aktionen wie den kostenlosen Streichelzoo, Spielmobil-Einsätze, das Junge Museum unterwegs, ein großes Kinderfest im Rahmen der Kinderrechte und kostenlose Malaktionen im Nordwestzentrum (NWZ). Außerdem wird seit 2019, gemeinsam mit der Volkshochschule Frankfurt (VHS) und dem Jugendbüro, eine Bildungsmesse im Stadtteil organisiert, die großen Zuspruch bei Jugendlichen erfährt. Zudem gibt es einige Angebote im Stadtteil, die für armutsbedrohte oder -betroffene Kinder und Jugendliche zugänglich gemacht wurden und z.T. kostenfrei nutzbar sind, darunter: - Sommercamp der Skyliner Frankfurt, welches für einkommensschwache Familien gedacht ist und für diese kostenlos angeboten wird. - Der YouthClub der EuroKids öffnet seine Türen für Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil, auch kostenlos. - Kostenlose oder niedrigschwellige Nachhilfeangebote (z.B. TUN e.V./ Attassamuh Moschee, Kinderclub Cantate Domino). - Offene Angebote für Kinder und Familien im Stadtteil, z.B. die Schilasmühle, die Freizeitpädagogik für Kinder und Jugendliche anbieten. - Angebote des Schultheaterstudios. - Stadtteilbücherei im NWZ. - Aufbau des Tumo Lernzentrums im NWZ. Daneben finanziert die Stadt Frankfurt am Main diverse sozialpädagogische Angebote und Jugendhilfe-Angebote an allen Schulformen in Frankfurt am Main. Diese Angebote kommen allen Schüler:innen zugute, bieten jedoch insbesondere strukturell benachteiligten Kindern und Jugendlichen viele Teilhabemöglichkeiten. Die Ausrichtung ist inklusiv und partizipativ und sie sind für die Schüler:innen kostenfrei. Die Mitarbeitenden der Jugendhilfeangebote in Schulen und der Sozialpädagogischen Förderung sind professionelle Ansprechpartner:innen für Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern, beraten bei schulischen und privaten Herausforderungen und können an geeignete Bildungs- und Beratungsstellen vermitteln. Außerdem führen sie umfangreiche Angebote zu verschiedenen Themen wie z.B. Soziales Lernen, Klassenrat, Gewaltprävention, Medienkompetenz, Berufsorientierung, etc. durch. In allen Förderprogrammen gibt es kostenfreie Angebote / Projekte in den Ferien in Kooperation mit kulturellen Einrichtungen, Vereinen und anderen Institutionen in Frankfurt. Angebote wie die oben genannten, erhöhen die sozialen und kulturellen Teilhabechancen der betroffenen Kinder und Jugendlichen und leisten somit einen Beitrag soziale Ungleichheiten auszugleichen. Zu Frage 4: Den Frankfurter Nordwesten hat das Jugend- und Sozialamt als Ortsbezirk mit einer hohen Benachteiligung im Hinblick auf Kinder- und Jugendarmut stets im Blick. Wichtig ist zu betonen, dass wir auf gute Zusammenarbeit und Engagement der Akteur:innen vor Ort angewiesen sind, um wirksam Projekte umsetzen zu können. Unter diesen Voraussetzungen wird der Frankfurter Nordwesten mittel- und langfristig auch vom Bündnis gegen Kinder- und Jugendarmut profitieren, da die in den Modellstadtteilen erprobten Projekte auf ihre Übertragbarkeit hin überprüft und auf andere Stadtteile ausgeweitet werden sollen. Zugleich werden sich stadtweit relevante Strategien und Maßnahmen, die das Bündnis für verschiedene Lebenslagen wie z.B. Arbeit, Gesundheit und Bildung entwickelt, auch in den jeweiligen Stadtteilen zugunsten von armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen niederschlagen. Schon jetzt werden an einer Vielzahl von Schulen im Ortsbezirk 8 Förderprogramme der Jugendhilfe und der Sozialpädagogischen Förderung vom Stadtschulamt finanziert. Im genannten Bezirk werden an den folgenden Schulstandorten Förderprogramme umgesetzt: - Jugendhilfe in der Grundschule: Heinrich-Kromer-Schule, Ebelfeldschule, Erich-Kästner-Schule, Robert-Schumann-Schule und Römerstadtschule Jugendhilfe in der Schule: Ernst-Reuter-Schule und Geschwister-Scholl-Schule, - Jugendhilfe in der Förderschule: Mosaikschule und Hermann-Luppe-Schule, - Durch die Förderung von bedarfsgerechten, zusätzlichen, sozialpädagogischen Angeboten (2. Säule) werden seit einigen Jahren auch an Gymnasien erste Jugendhilfeangebote umgesetzt, z.B. am Gymnasium Nord. Darüber hinaus werden im Frankfurter Ausbildungsprojekt Schüler:innen in den Abschlussklassen der Schulen des Ortsbezirks 8 mit den Bildungsgängen Haupt- und Realschule beim Übergang in eine Ausbildung unterstützt. Explizit an benachteiligte Kinder richtet sich das bundesweite Programm TalentCAMPus. In Kooperation mit dem Stadtschulamt können Träger die Finanzierung von Ferien-Workshops im Bereich kulturelle Bildung bei der VHS beantragen. Längerfristig ist es das Ziel der Stadt Frankfurt am Main für alle Grundschulen das kommunale Gesamtkonzept Ganztag in Verbindung mit dem Pakt für den Ganztag umzusetzen. Hierüber erhalten alle Kinder einen Zugang zu Bildungsangeboten, unabhängig ihrer persönlichen Lebensumstände. Schulen im Pakt für den Ganztag beinhalten eine Betreuungsgarantie für alle Kinder der jeweiligen Schule. Die Betreuungsgarantie wird an fünf Tagen der Woche von 07:30 bis 17:00 Uhr über die jeweilige Schule und die Horte im dazugehörigen Schulbezirk sichergestellt. Dies beinhaltet auch eine Betreuung innerhalb der Ferien, bei 25 (20 ab Schuljahr 2026/27) Schließtagen. Während der Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung ab dem Schuljahr 2026/27 für die ersten Klassen startet, wird die Betreuungsgarantie in Frankfurt am Main über den Pakt für den Ganztag direkt für die Kinder aller Jahrgänge der jeweiligen Schule umgesetzt. Zu Frage 5: Die Kooperationen im Stadtteil sind durch einen regelmäßig stattfindenden Sozialen Arbeitskreis gekennzeichnet. Zu Frage 6: Im Zusammenhang mit Kinderschutz und der Abwendung von Kindeswohlgefährdungen ist die Einbindung aller Institutionen relevant, die für das Kind oder die Familie von besonderer Bedeutung sind - je nach Einzelfall. Im Kontext Schule bildet das Stadtschulamt der Stadt Frankfurt am Main als Jugendhilfeträger im Bereich Kita und Schule seit 2012 eine Kooperationsgemeinschaft (Kooperation Kinderschutz) mit weiteren kommunalen Ämtern und dem Land Hessen, vertreten durch das Staatliche Schulamt. Mit einer Fortschreibung der Kooperationsvereinbarung im Jahr 2024 ist das etablierte Kinderschutzkonzept - das sogenannte Frankfurter Modell - stadtweit nun verpflichtend an allen Schulen umzusetzen. Demnach und grundlegend haben alle Fachkräfte die Aufgabe Kinder und Jugendliche zu schützen. Nach dem "Frankfurter Modell zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Schule" soll es an jeder Schule multiprofessionelle Kinderschutzteams geben, die beratend tätig sind. Alle Fachkräfte sind dazu angehalten nach dem Konzept zu arbeiten, es gibt regelhaft Fortbildungsangebote. Außerdem gehören dazu Handreichungen und Leitfäden, wie Lehr- und Fachkräfte mit Hinweisen auf Gefahren für das Wohl von Kindern umgehen sollen. Auch in außerschulischen Bildungseinrichtungen, die in städtischer Förderung stehen, sind Schutzkonzepte verpflichtend. Kinderschutz ist zudem eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dafür gibt es in Frankfurt unter anderem das Kinder- und Jugendschutztelefon, als kostenlose Beratungshotline und Möglichkeit Gefährdungen zu melden.